Wie kann man Allergien vorbeugen
Gefährliche Mitbewohner
Sie sind mikroskopisch klein und für Gesunde kein Problem. Für Allergiker stellen Hausstaubmilben und Schimmelpilze jedoch speziell im Winter eine Gesundheitsgefahr dar. Auftretende Beschwerden werden häufig fehlinterpretiert und falsch therapiert.
Die Heizperiode ist eine unangenehme Zeit für Menschen mit einer Allergie gegen Hausstaubmilben, Tierhaare und Schimmelpilze. Zigtausende der kleinen Tierchen und Parasiten leben in unseren Schlaf- und Kinderzimmern, wo durch die warme Luft Allergenpartikel, die sich im Hausstaub ablagern, aufgewirbelt und eingeatmet werden.
Der ständige Kontakt mit den Allergie-Auslösern kann bei Allergikern Symptome verstärken und sogar Asthma zur Folge haben. Um das zu verhindern, muss die Allergenbelastung in den Schlafräumen konsequent reduziert werden.
Mit Verkühlung verwechselt
Das Gesundheitsrisiko durch Ausscheidungen der Hausstaubmilben und Schimmelpilzsporen wird häufig unterschätzt. Da die Beschwerden sehr stark einer Verkühlung ähneln, wird die Allergie vor allem in der kalten Jahreszeit häufig mit einem grippalen Infekt verwechselt und dadurch oftmals ignoriert bzw. falsch therapiert. Bleibt die allergische Erkrankung also unbehandelt, kann sich die Entzündung ausbreiten und in Richtung Lunge wandern. Die Wahrscheinlichkeit einer Ausdehnung der Entzündung beträgt bei einer Pollenallergie etwa 40 Prozent. Bei Innenraumallergien, wie z.B. Allergien gegen Milben, scheint das Risiko einer Ausdehnung des allergischen Schnupfens auf die Lunge sogar noch höher zu sein und bis zu 63 Prozent zu betragen. Die Gefahr an chronischem Asthma zu erkranken, ist bei einer Milbenallergie deshalb besonders hoch.
Vielen ist nicht bewusst, das die mikroskopisch kleinen, für das menschliche Auge unsichtbaren Hausstaubmilben Matratzen, Pölster, Tuchenten oder Kuscheltiere zu Tausenden bevölkern. Durchschnittlich befinden sich in einem Gramm Hausstaub rund 1.000 Milben und an die 25.000 Kotbällchen, die sich mit der Atemluft verbinden und die Auslöser der Hausstaubmilben-allergie darstellen. Deren typische Symptome sind verstopfte oder laufende Nase, Niesreiz, gerötete, juckende Augen, aber auch Atemprobleme.
„Mini-Ökosystem“ im Schlafzimmer
Britische Wissenschafter entdeckten, dass auch Millionen Pilzsporen unsere Schlafstätten besiedeln. Das Forscherteam rund um Ashley Woodcock von der Universität Manchester berichtet von einem „Mini-Ökosystem“, das in den Polstern ausgemacht wurde: Menschliche Hautschuppen sind Hauptnahrungsquelle für Milben. Um diese zu verdauen, benötigen sie Pilze, die sich wiederum vom Kot der Milbe ernähren - der Kreislauf schließt sich.
Allergenreduktion: Was kann man tun?
Da nachts und unmittelbar nach dem Aufstehen die Beschwerden am stärksten sind, sollte im Schlaf- bzw. Kinderzimmer mit Allergen reduzierenden Maßnahmen begonnen werden. Experten raten Betroffenen milbendichte Bettbezüge zu verwenden.Die sogenannten Encasings bilden eine Barriere gegen die Allergenpartikel in den Polstern, Tuchenten und Matratzen und können somit nicht eingeatmet werden. Die Wirksamkeit guter Überzüge wurde in zahlreichen Studien bestätigt. Dennoch reicht ihr Einsatz alleine nicht aus.
Zur Linderung der Beschwerden ist ein Bündel von Maßnahmen notwendig. Dabei steht auf der Liste ganz oben, die Staub-belastung konstant minimal zu halten. Staubfängern wie Teppiche, Teppichböden, Polstermöbel und schwere, nicht waschbare Vorhänge sollten durch leicht zu reinigendes Mobiliar und glatte Fußböden ersetzt werden.
Wer nicht auf Teppiche verzichten will, kann diese regelmäßig mit speziellen Sprühlösungen behandeln, damit Milben ausgetrocknet und Allergene vernichtet werden. Da Allergene äußerst widerstandsfähig sind, sollten Bettwäsche, Schlafsäcke und Kuscheltiere regelmäßig bei mindestens 60º Celsius gewaschen werden.
Wichtiges Raumklima
Auch das Raumklima ist von Bedeutung: Die Luftfeuchtigkeit im Schlafbereich soll 40 bis 50 Prozent nicht übersteigen und bei einer Raumtemperatur von maximal 20º Celsius macht man den Milben das Leben zusätzlich schwer. Häufiges Lüften, die Vermeidung von Tabakrauch oder Passivrauch helfen ebenfalls, Beschwerden langfristig zu minimieren. Lassen Sie im Winter die Fenster niemals gekippt, sondern täglich einige Minuten lang bei weit geöffneten Fenstern kräftig zu lüften, um einen möglichsten effizienten Luftwechsel bei relativ geringem Energieverbrauch zu erreichen.
Richtiges Lüften beugt auch der Schimmelbildung vor, denn erhöhte Luftfeuchtigkeit (mehr als 55 Prozent) und schlechte Wärmedämmung führen dazu, dass feuchte Luft an kalten Wänden oder Fenstern kondensiert. Im Winter breitet sich Schimmel deshalb gerne an feuchten Stellen wie Fensterecken und hinter Kästen aus.
Sind Wände von Schimmelflecken befallen, müssen diese unbedingt saniert werden, ist die betroffene Fläche größer als 0,5 m2 sollte dies ein Fachmann durchführen. Denn Schimmel ist nicht nur hässlich, sondern ab einer bestimmten Konzentration von Schimmelpilzsporen in der Raumluft auch gefährlich für die Gesundheit. Zudem sollten Schimmelpilzallergiker Topf- und Hydrokulturpflanzen aus den Schlafräumen entfernen.
Für Kleinkinder kann man speziell vorsorgen
Die Veranlagung für eine Erkrankung des atopischen Formenkreises (Asthma, Neurodermitis, Allergien wie Heuschnupfen, Lebensmittelallergien) wird vererbt. Das höchste Risiko (60 bis 80 Prozent), eine Allergie zu entwickeln, haben die Kinder, deren beide Elternteile die gleiche Allergie haben. Bei Kindern aus „allergiefreien“ Familien beträgt das Risiko dagegen nur rund 15 Prozent.
Belastende Umwelt
Ob es zum Krankheitsausbruch kommt, hängt aber von den Bedingungen ab, in denen ein Kind aufwächst. Sowohl die zu frühe als auch die zu intensive Auseinandersetzung mit möglichen Allergenen, wie in Lebensmitteln, Tierhaaren, Hausstaubmilben und Pollen, spielen dabei eine wesentliche Rolle.
Darüber hinaus werden Umwelteinflüsse wie Zigarettenrauch und Luftschadstoffe in Innenraum und Außenluft für eine Allergieentwicklung verantwortlich gemacht.
Frühzeitige Vorsorge
Die genetische Veranlagung für eine Allergie kann man zwar nicht beeinflussen, aber eine Allergieprävention ist trotzdem möglich, indem man sich den anderen Einflussfaktoren widmet. Mit einer frühzeitigen Vorsorge können Eltern das Allergierisiko ihres Kindes deutlich senken. Denn die Basis für eine spätere Allergie wird oft in den ersten Lebensjahren gelegt:
Besonders im Säuglings- und Kleinkindalter werden Kinder leicht gegen Allergene sensibilisiert. Dann steigt die Gefahr, dass sie später eine akute allergische Reaktion entwickeln. Werdenden Eltern werden daher folgende vorbeugende Maßnahmen empfohlen – auch schon vor der Geburt können Mütter das Allergierisiko ihres Kindes beeinflussen.
So schützen Sie Ihr Kind bestmöglich vor Allergien:
- Blauer Dunst ade: Verzichten Sie während der Schwangerschaft völlig aufs Rauchen! Damit senken Sie nicht nur das Risiko einer Missbildung, sondern schalten bereits einen wichtigen Allergiefaktor aus. Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft rauchen, sind deutlich allergieanfälliger und erkranken um ein Drittel häufiger an Asthma als Kinder von Nichtraucherinnen. Halten Sie die Umgebung Ihres Kindes auch nach der Geburt rauchfrei, denn Tabakrauch reizt die empfindlichen Schleimhäute der Kinder, so dass Allergene leichter eindringen können.
- Stillen hilft: Zur Vorbeugung einer Allergie ist es empfehlenswert, das Baby mindestens sechs Monate lang ausschließlich zu stillen. Studien verdeutlichen, dass gestillte Kinder später deutlich weniger mit Allergien zu kämpfen haben als Fläschchen-Babies. Ein wichtiger Grund hierfür sind die in der Muttermilch enthaltenen Abwehrstoffe, die das Kind beim Stillen aufnimmt. Ist Stillen nicht möglich, können Eltern auf eine hypoallergene Säuglingsnahrung aus Kuhmilch zurückgreifen. Die Proteine in der Milch werden durch ein spezielles Verfahren so stark zerlegt, dass der Körper des Kindes sie in der Regel nicht mehr als Allergene erkennt.
- Allergieauslöser Nahrungsmittel: Beim Wechsel zu fester Nahrung sollten klassische Allergieauslöser wie Eier, Fisch, Nüsse und Zitrusfrüchte vor allem in den ersten zwei Lebensjahren gemieden werden und erst später auf dem Speiseplan der Kinder aufscheinen.
- Allergieauslöser Haustier: Betroffene Familien, in denen ein oder mehrere Familienmitglieder bereits Allergien haben, sollten auf Haustiere mit Fell oder Federn verzichten. Gerade Katzenhaare können bei kleinen Kindern sehr leicht Allergien auslösen.
- Milbengefahr eindämmen: Um den Kontakt mit Hausstaubmilben in der Wohnung möglichst gering zu halten, ist es empfehlenswert, milbenundurchlässige Matratzenbezüge oder Synthetikfaserbetten in Betracht zu ziehen.
- Schimmelfrei schlafen: Topfpflanzen können Schimmelpilze enthalten und gehören daher zumindest nicht ins Schlafzimmer, vor allem nicht ins Schlafzimmer Ihres Kindes.